KLEINE KUNDE ZU KIRCHLICHEN ÄMTERN – 
aus gegebenem Anlass


Die zahlreichen Abrufe, die seit Montag, dem 16. September 2019, an unsere Homepage ergangen sind und immer noch ergehen, haben uns sehr erstaunt und erfreut. 
Wir verstehen diese Abrufe als elementares Interesse an der Klärung des Verständnisses und der Praxis kirchlicher Ämter und Dienste.

 

Deshalb fördern wir hier in Form einer kleinen Ämterkunde
den notwendigen „Diskurs“  (siehe dazu genauer in: https://de.wikipedia.org/wiki/Diskurs)
über ein aktuelles „Dispositiv“
(siehe dazu: 
https://www.google.at/search?q=Was+ist+ein+Dispositiv+Foucault%3F&sa=X&ved=2ahUKEwjwhci609_
kAhULtosKHf6WCz8Qzmd6BAgOEAs&biw=1284&bih=542#spf=1568991244740).


Wir haben dazu (der gebührenden lokalen und regionalen Unabhängigkeit wegen) den in Deutschland lebenden römisch-katholischen akademischen Fachtheologen (Dipl.-Theol.) Michael WOLFF gebeten, uns in der Beantwortung der einschlägigen Fragen fachlich zu unterstützen.

Die Fragen, die in diesen Tagen immer wieder gestellt worden sind und weiterhin gestellt werden:


1. 
Was ist der Unterschied zwischen geweihten Bischöfen und Priestern einerseits und Diakonen andererseits?

Dazu Michael WOLFF:

>>Für eine Antwort auf diese Frage bleibt das geltende Kirchenrecht (CIC) mit Kanon 1009, §3, grundlegend und maßgeblich.

Darin wird unterschieden zwischen

den Bischöfen und Priestern
einerseits

 
  und den Diakonen andererseits.

 

 

Die Bischöfe und Priester empfangen durch die entsprechende Weihe  

die Sendung (missio)
und die Vollmacht (facultas),
in der Person Christi, des Hauptes,
zu handeln.

 

Die Diakone jedoch
[erg.: empfangen durch die Weihe]

die Kraft (vis)
dem Volk Gottes [….]
zu dienen.

 

Kurz gesagt heißt das also:

Die Bischöfe und Priester haben in der Person Jesu Christi zu handeln.
Die Diakone haben Kraft zu haben, dem Volk Gottes zu dienen.

<< 


Dazu weist Michael WOLFF nochmals ausdrücklich hin auf die entsprechende Logik der kirchlichen Amtsstruktur,
>>denn die Diakone „sind zwar Kleriker, gehören aber nicht zum Presbyterium, da sie nicht priesterlich in persona Christi handeln (weder in der Eucharistie noch im Bußsakrament, daher auch nicht in der Leitung der Gemeinden)“ – 
Deshalb gilt: Die Diakone bilden einen eigenen, besonders mit dem Bischof verbundenen Stand“ (siehe: http://www.kathpedia.com/index.php/Presbyterium).<<


Ebenso merkt Michael WOLFF kritisch an:
>>Leider beachtet Papst Franziskus in seiner, ansonsten gegenüber den „Ständigen Diakonen“ erstaunlich kritischen Ansprache anlässlich des Pastoralbesuches in Mailand: Begegnung mit Priestern und Personen des geweihten Lebens im Mailänder Dom (25. März 2017) - w2.vatican.va (https://w2.vatican.va/content/francesco/de/speeches/2017/march/documents/papa-francesco_20170325_milano-sacerdoti.htmlauch diese kirchenrechtliche und historische Tatsache nicht, dass die Diakone nämlich nicht zum Presbyterium gehören, sondern der Papst siedelt die Ständigen Diakone „innerhalb des Presbyteriums“ an und trägt damit – möglicherweise unbedacht – zur Verbreitung dieses Irrtums bei. Es könnte sich jedoch da auch wiederum um einen tendenziösen Übersetzungsfehler der Übersetzung ins Deutsche handeln.<<

 


2. Was ist die vorrangige und ausdrückliche biblische Grundlage
dafür?

Dazu Michael WOLFF:

>> 

für Bischöfe und Priester:

Das Handeln Jesu Christi in Wort und Tat,

gemäß den vier kanonischen Evangelien der Bibel

für Diakone:
Apg 6,1-6

<< 


3. Ist das Dienen eine exklusive Aufgabe der Diakone?

Dazu Michael WOLFF:

>>Gemäß der biblisch-kirchlichen Tradition keineswegs.
Zu erinnern ist an das II. Vatikanische Konzil, Dogmatische Konstitution über die Kirche, LG, Kap. I und II = LG Nr. 1 – 17. 

Darin werden für das Volk Gottes in der Kirche und für die Welt die drei wesentlichen Grundvollzüge der Kirche und in der Kirche begründet: Diakonia = caritativer Dienst; Leiturgia = Feier der kirchlichen Liturgien; und Martyria = Glaubenszeugnis und Glaubensverkündigung (für die Diakonia vgl. Mt 20,26; Mt 23, 11; Mk 9,35, Mk 10.43; Joh 12,26).


a) Der Grund (Fundament, vgl. 1 Kor 3,11) für all dies ist Jesus Christus, der sich selbst immer wieder als Diener verstanden und verkündet hat: vgl. Mk 10,45 und Lk 22,27c.

b) Durch die Sendung und den Auftrag Jesu Christi bilden sodann die (Jünger und) Apostel das Fundament des kirchlichen Dienens und Dienstes (vgl. z. B. auch Paulus und die nachpaulinischen Schriften: z. B. Eph 3,7; 6,21; Kol 1,7; 1,23; 1,25; 1 Tim 4,6).

c) I
n Gemeinschaft mit den Aposteln sind dann zunächst die Bischöfe zum Dienen bestellt und berufen: 
„Jenes Amt aber, das der Herr den Hirten seines Volkes übertragen hat, ist ein wahres Dienen, weshalb es in der Heiligen Schrift bezeichnenderweise mit dem Wort "Diakonia", d. h. Dienst, benannt wird (vgl. Apg 1,17.25; 21,19; Röm 11,13; 1 Tim 1,12)“ (LG, Nr. 24).


d) In Gemeinschaft mit den Bischöfen sind die Priester (und die Diakone) zum Dienen im Geiste Jesu Christi in der Kirche zur Ehre Gottes und für das Heil der Welt berufen und beauftragt (vgl. die entsprechenden Weiheversprechen).

e) Schließlich kommen dann später auch noch ausdrücklicher
die Ständigen Diakone dazu, seit dem II. Vatikanischen Konzil wieder als besonderer kirchlicher Stand zum Dienen besonders im Sinne von Apg 6,1-6.

 

Die genaue Lektüre und Analyse der biblischen Texte bringt dabei auch Beispiele für gefährliches, da gefährdendes Dienen zur Sprache. Dazu zwei Beispiele:

Röm 13,1 ff.: Problematisch, damals wie heute, bleibt eine Auffassung von Dienst, wie sie Röm 13,4 reflektiert: demnach hätte die zuständliche staatliche Gewalt und Macht als Erfüllungssklave für moralistische Erziehung und Vergewohltätigung im „Dienst Gottes“ (theoũ gàr diákonos) zur Verfügung zu stehen und zu handeln. 
Dagegen ist ein entschiedenes „Gott bewahre!“ zu sagen - oder mehr noch: historisch-kritisch betrachtet und gehofft – Gott verhüte das! 
Die Position von Röm 13,1ff. widerspricht nicht nur dem „Mariazeller Manifest“ von 1952 (vgl. https://www.bischofskonferenz.at/hirtenbriefe/das-mariazeller-manifest-von-1952), sondern auch grundsätzlich der Religionsfreiheit.

In Gal 2,17 wirft Paulus im Zusammenhang mit seinem Rechtfertigungsdiskurs über die Versuchung zur Selbstrechtfertigung (Selbsterlösung) durch das „Gesetz“ die (rhetorische) Frage auf: „Christus etwa Diener [diákonos] der Sünde?“
Den paulinischen Kontext überschreitend erinnert diese Formel: „Christus zum Diener der Sünde zu machen“ an das, was der katholische Pastoralpsychologe und Psychotherapeut Hermann Stenger (1920 – 2016) in seinem Buch „
Im Zeichen des Hirten und des Lammes. Mitgift und Gift biblischer Bilder“ (1. Aufl. 2000, 2. Aufl.: Innsbruck: Tyrolia, 2002) als die dunkle Seite eines vermeintlichen Dienens beschrieben und analysiert hat: ein subtiles, luziferisches „non serviam“ (ich will nicht dienen!), das der Prophet Jeremias schon in seiner Zeit dem „Haus Jakob und allen Sippen des Hauses Israel“ vorgehalten hat (Jer 2,20)…<<


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